So lebe ich meine Verbindung zum Universum aus?
Wenn unangenehme Ereignisse in unser Leben treten, denken wir, "Das ist Schicksal, ich kann nichts dafür". Oft ist es aber die Familienkarma, von der wir nichts wissen.
Mein Leben lang war ich in meinem Dorf ein Sonderling gewesen. Meine Eltern hatten mich ständig versucht zurechtzuweisen. Das gelang denen aber nicht. Ich war ein sehr schweigsames und in sich zurückgezogenes Kind. Immer zu, als ich versuchte, von meiner inneren Welt zu erzählen, stieß ich auf eine mentale Wand: „Das Kind hat aber eine blühende Fantasie“, meinten die Nachbarn. „Die ist schon so komisch zur Welt gekommen“, meinten die Verwandten. Nur von meiner Oma habe ich mich verstanden gefühlt.
Ich gehe aus dem Haus und schaue mich um. Ich war noch nicht auf der Welt, als die Wandergruppe aus der Gegend um die alte Stadt hierhergezogen war. Das waren rund ein Dutzend mutige Männer und Frauen, die nach der Freiheit für ihre Lebensart und für ihr Glauben gesucht hat. Ich konnte es gut verstehen, dass die genau diese Gegend ausgesucht haben, um ein neues Dorf zu gründen. Auf einer Seite ein dichter Wald, auf der anderen der Abhang, wo man fliegen lernen könnte, wenn man abstürzen würde. Bis zum Abhang musste man aber noch eine Zeit lang durch die Felder und ein Stück Wald wandern. Die Klippe war meine Lieblingsstelle. Ich kam sehr oft hierher, wenn ich meine Aufgaben im Haus erledigt hatte, wenn ich aufgewühlt war oder in Ruhe meinen Gedanken zuhören wollte. Ich hatte einen uralten Baum entdeckt, der, wie durch ein Wunder, an dem Abhang festgewachsen war. Diesen Baum habe ich zu meinem Platz der Macht erklärt. Hier, nach unten schauend und in die Ferne, habe ich meine Kraft getankt, wenn es mir im Dorf zu viel wurde.
Der freiliegender Wurzelwerk des Baums am Abhang war so groß, dass ich es noch nie nach unten ganz bis zu den Spitzen sehen konnte, ohne der Gefahr abzustürzen. An einer Seite des Baums ragten die Wurzeln aus der Erde wie die mächtigen Greifarmen eines riesigen Kraken aus dem Wasser. Nach unten hingen die einfach frei in der Luft. Auf dem Baum sitzend habe ich mich trotzdem immer sicher, geborgen und beschützt gefühlt.
Es gab auch andere ähnliche Bäume an dem Abhang, aber nur meiner hatte mir „zugesprochen“. Ich habe eine Verbindung zu dem Baum gespürt und hatte das Gefühl, dass der sich auch freute, wenn ich da war. Der Wind hatte mit den Blättern der Krone gespielt und die alten dicken Äste bewegt, dass ich das leichte angenehme Knirschen und Scheppern hörte. Oder war da gar kein Wind?
Auf jeden Fall, war unser Dorf in einer sehr pittoresken Gegend entstanden. Anfangs waren es nur ein paar Häuser der ersten Siedler. Mittlerweile standen schon mehr als dreißig Hütten um den Versammlungsplatz in der Mitte. Jede Hütte hatte einen Eingang in Richtung eines dünnen Spazierwegs gerichtet und wenn die neueren Familien und Gruppen dazu kamen, wurden neue Häuser entlang der Straße wie auf einer Spirale dazu gebaut. In der Mitte, am nächsten zu der Versammlungsstelle wohnten natürlich die ältesten Familien. Aber es kamen immer mehr neue Menschen dazu und haben sich in unserer Gemeinschaft niedergelassen.
Die Augen eines Menschen sind der Spiegel deren Seele. So sagt man. Bei manchen Menschen sind es zwei Welten, bei den anderen nur trübe Gläser.
Ich habe viel Zeit mit meiner Oma verbracht, wenn ich nicht gerade zu Hause oder im Dorf gebraucht wurde. Sie redete nicht sehr viel, aber ihre Geschichten waren immer sehr tiefgründig und haben mich mit der Ehrfurcht vor der Welt um uns und in uns erfüllt. Da meine Oma, als eine Heilerin, eine sehr beschäftigte Frau war, offenbarte sie mir die Geheimnisse des Lebens, unserer Gemeinschaft und unserer Familie nur dann, wenn ich bei ihren Tätigkeiten, zum Beispiel an den besonderen Tagen im Jahr als wir die Heilkräuter sammeln waren, behilflich sein konnte. Nur bezüglich meiner Eltern war sie stets sehr reserviert.
Das Haus meiner Oma war eins der nächsten zu dem Versammlungsplatz. Direkt gegenüber stand das des Dorfältesten. Er war ein sehr kluger Mann aber, wenn die Fragen der Dorfbewohner zu knifflig waren, hatte er den Rat immer bei meiner Oma gesucht. Ich habe die oft bei den Gesprächen beobachtet. Meine Oma war dabei oft sehr wortkarg und wirkte sehr ernst, fast angespannt. Ihre Augen waren in den Momenten ziemlich dunkel gewesen. Ich habe oft beobachtet, wie die ihre Farbe von Himmelblau bis Mitternacht-schwarz wechseln. Darauf konnte ich mir aber keinen Reim machen.
Heute gab es zu Hause viel zu tun. Ich musste meiner Mutter helfen, um die Feierlichkeiten vorzubereiten. Ich sah mir meine Mutter genauer an. Eine eines Tages eine wunderschöne Frau, sah sie jetzt sehr müde und gleich streng aus. Helle Haare zu den dicken Zöpfen gebunden lagen meist auf ihrem Rücken und rutschten stets nach vorne. Ihre Augen waren für mich irgendwie leer. Kein Funke war drin. Ich konnte die Farbe nicht wirklich definieren. Ich würde sagen grau, dessen sicher bin ich mir nicht. In seltenen Momenten der Freude hatte ich das Gefühl etwas Bläuliches darin zu sehen, aber vielleicht hatte ich mich einfach geirrt und das waren nur die Blicke von den Stoffen ihrer Kleidung oder dem Himmel, die ich gesehen hatte.
Bei uns Zuhause herrschte immer Ordnung. Nicht diese Gemütlichkeit der Sauberkeit oder wohltuende Geruch des frisch gekochten Essens oder der sauberen Sachen, die im Winter draußen trocknen mussten, und, von draußen total tiefgefroren hereingebracht, diese Frische verteilten, die mit nichts zu verwechseln war. Es war ordentlich viel und sättigend gekocht, wenn es um Essen geht, aber auch nicht mehr. Auch als die Mutter versuchte, etwas Außergewöhnliches zuzubereiten und von Oma die aromatischen Kräuter bekommen hatte, hatte die es immer geschafft, dass das Besondere daran untergeht. Es schmeckte irgendwie alles immer gleich. Die Beziehung zwischen meinem Vater und meiner Mutter war wie das Haus: Ordentlich, aber auch nicht mehr. Ich hatte keine Nähe zwischen denen gesehen, keine Wärme gespürt. Es waren einfach zwei Menschen, die aus welchen Gründen auch immer zusammenlebten.
Heute ging ich früh schlafen, weil für morgen die Feierlichkeiten für die Göttin Ostara als der Beginn des Frühlings geplant war. Das waren meine Lieblingsfeier. Das ganze Dorf hatte mehrere Tage lang alles dafür vorbereitet.
Ostara kündigt den Anfang des neuen Lebenszyklus an. Die Göttin segnet die Ernte und bewahrt vor den Naturkatastrophen die, die sie sowie ihre Gesetze achten und respektieren: Den Fluss des Lebens. Das Neubeginn braucht dualle Energie. Die Göttin muss Ihren Gott treffen, um zu gebären.
Im Zentrum des Versammlungsplatzes stand bereits ein Riesenstamm von einem Birkenbaum. Der Baumstamm sowie die meisten Häuser ringsum waren wunderschön mit den Blumen und Ästen geschmückt. Die bunten Stofffetzen wurden um den Stamm gewickelt und tanzten in dem Wind. Ich fand es magisch, wie die Menschen unter dem Baumstamm mit dem Ende des Stoffbandes in der Hand um sich herum sowie um den Baum zu der Musik bewegten. "Das sollte die Geburt und immer werdenden Kreislauf der Dinge in der Welt widerspiegeln", hat mir meine Oma mal erklärt. "Wir grüßen somit die Göttin Osttara sowie ihren Gemahl und laden sie ein, mit uns zu feiern und unsere Ernte für das kommende Jahr zu segnen". Die Göttin war bis jetzt immer bei uns gewesen. Sie war den Feierlichkeiten zu den Ehren ihrer Verbindung anscheinend zugetan. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie sogar zwischen den Tanzenden und feiernden gesehen zu haben. Sie hatte offenes rotes leicht lockiges Haar, das mit den Blumen zusammengehalten wurde. Leichte fließende Stoffe um ihren Körper ähnelten eher einem Regen als einem Stoff. Gebunden war der Stoff mit der breiten fließend-leuchtendem wasserfallartigen Gürtel. Sie war so wunderschön jung und stürmisch, wie ein Windhauch. Diese Vision dauerte bei mir zwar nur ein Augenblinzeln lang, aber so wie die tanzte und springte und lachte, wusste ich, dass auch dieses Jahr wir eine große und reichliche Ernte bekommen werden. Ich hoffte die Göttin auch dieses Jahr zu sehen, denn das war mein persönlicher Höhepunkt der Feier.
Danach, nach dem reichlichen Essen und Trinken und Tanzen, fing etwas an, was ich noch nicht begriff, was aber solange ich mich erinnern konnte ein Teil der Tradition bei dieser Feier war. Die Menschen haben viele Feuer angezündet und sind einzeln sowie paarweise darüber gesprungen, aber das war noch nicht das Seltsamste. Die hatten etwas getrunken, von dem die ganz komisch im Kopf waren und fingen an, ein Spiel zu spielen. Alle liefen herum und lachten und Männer waren hinter den Frauen her, aber keiner hatte Angst oder war dabei unglücklich. Ich hatte nicht oft so lange durchgehalten, um das wilde Laufen der Dorfbewohner lange zu beobachten, aber ich bin oft aufgewacht, wo die Menschen in Gruppen draußen neben dem Feuer aufwachten und langsam, wie benebelt sich aufrappelten und nach und hach nach Hause gingen. Ich hatte fast alle erwachsenen Männer und Frauen aus dem Dorf sich hach Hause Jahr zu Jahr schleppen sehen. Nur die Jungs, die noch nicht zu den Männern erklärt wurden und die Mädels, die noch kein Besuch von der Göttin der Morgenröte persönlich in diesem Jahr angekündigt wurden, dürften nach dem Springen durch das Feuer diesem Teil der Feier fern bleiben, sonst würde ein Unglück für das ganze Jahr die verfolgen. Das waren zwar immer nur die Kleinigkeiten, wie Stolpern an den geraden Stellen, oder die Milch, die sich in deren Händen schnell verdorben schmeckte, oder die Vögel, die aus den unergründlichen Motiven plötzlich in Angriff gingen. Über das Jahr verteilt, könnte das ziemlich nervig sein.
Die Vergangenheit ist der Grundbaustein für die Zukunft. Man kann die nicht ändern, aber wenn man sich dessen in der Gegenwart bewusst wird, kann man die Zukunft ändern.
„Nisteria, hast du mit Oma Plätzchen gebacken?“, hat mich die Nachbarin gerufen, als ich unterwegs nach Hause war. „Ja. Und die Eier bemalt.“ , habe ich zu ihr gelächelt.
„Ich habe den leckeren Kräutertee gemacht nach dem Rezept deiner Oma“, sagte sie und mit einer einladenden Geste angedeutet, dass ich hereinkommen soll.
„Ja, gerne! Es riecht so gut“, gab ich zu.
„Genau, wir waren auch fleißig! Jetzt sind alle im Wald noch Beeren und Blumen für morgen sammeln“, hat sie erklärt.
„Das klingt sehr schön.“, ich habe mich gefreut, weil ich die Nachbarin sehr mochte. Ich fühlte, dass ich eine besondere Stellung in ihrem Herzen habe. „Ich kann aber nicht lange bleiben, meine Mama wartet schon auf mich.“
Im Haus habe ich mich auf die lange Bank gesetzt und direkt ein Plätzchen vom Tisch geschnappt. Das konnte ich bei Talimana machen, nur, weil ich mich bei ihr wohlfühlte. Sie setzte sich gegenüber und schaute mich an. Sie hatte dunkle Augen und dunkles gekräuseltes, sehr wuscheliges Haar. Mit ihrem etwas kräftigerem Körperbau war sie trotzdem sehr grazil und mit einer gewissen Leichtigkeit in ihren Bewegungen.
„Wie geht es deiner Mutter?“, hatte die mich gefragt. „Gut.“, Ich wusste nicht, wieso sie diese Frage stellte, es war ungewöhnlich. Irgendwie waren wir wie Freundinnen, trotz des Altersunterschiedes. Wir redeten über alles, nur nicht über meine Familie. „Weißt du, deine Mutter und ich waren seit unserer Kindheit sehr eng befreundet“, fing sie an zu erzählen.
„Das wusste ich nicht, es kam irgendwie nie zum Gespräch“, gab ich zu. „Was ist passiert? Ihr trefft euch so gut wie nie. Mama spricht nie über die alte Zeit“.
„Deine Mama war als Kind ganz anders. Sie war so Lebensfroh und eine echte Anführerin. Wir, die Nachbarskinder, hatten uns immer um sie gescharrt und sie hatte uns beschützt … vor allen … vor den Menschen, Tieren, anderen Kindern, die uns gehänselt hatten. Sie war voller Energie und Lebenskraft. Jetzt sehe ich fast nichts davon bei ihr und es tut mir so leid“, hatte sie erzählt und mir eine neue Portion des aromatischen Tees angeboten.
„So kenne ich meine Mutter gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die mal anders war, besonders nicht, wie du erzählst. Erzähl mir bitte mehr.“, wollte ich daraufhin wissen und habe an dem Tee genippt. Der war noch zu heiß.
„Als deine Mama jung war,“ fing die Nachbarin an zu erzählen, „aber schon älter als du, kam eine Familie in unser Dorf. Die Hatten vier Kinder. Zwei Jungs und zwei Mädchen. Ein Junge, der älteste Sohn fiel besonders auf. Der war auch so ein Draufgänger, wie deine Mutter und die hatten sich stets gezofft. Deine Mutter konnte ihm nicht ausstehen. Aber eines Tages, vor vielen Jahren, auch kurz vor der Frühlingsfeier ist etwas passiert. Oder passierte es während der Feier? Ich kann mich nicht mehr so gut erinnern, es ist schon lange her. Auf jeden Fall, kurz danach waren die zusammen und seit dem nie voneinander getrennt gewesen. Dieser Junge war dein Vater. Nicht mal seine Geschwister hatten seitdem so viel Kontakt zu ihm, wie sie es tat und nach und nach, wurden die Beziehungen zu seiner Familie immer schwächer."
Manchmal sind wir uns selbst die schlimmsten Feinde. Auch bei dem Versuch sich selbst zu schützen, fügen wir uns die schlimmsten Schmerzen hinzu.
Die Nachbarin erzähle weiter: „Dann haben deine Eltern dich bekommen und lebten seitdem total abgeschottet. Auch dein Vater hatte sich verändert. Er wurde immer zurückgezogener und schweigsamer. Früher war er immer das Herz und die Seele von jeder Feier: immer lustig drauf, immer für jeden Spaß zu haben, sehr musikalisch und hatte viel gelacht.“
Ich war ich von der plötzlichen Offenbarung der Nachbarin überrascht: „Hm, ich kann mich nicht erinnern, meinen Vater je gelacht gehört zu haben“.
Sie plapperte aufgeregt weiter: „Na, gut, ist auch schon lange her, vielleicht sind die einfach nur erwachsen geworden. Denn kurz nach der Ankunft der Familie, kam das Männlichkeitsritual, wie jedes Jahr. Er und noch weitere drei Jungen wurden geprüft. Es gab aber einen Vorfall und dein Vater hatte dieses Ritual nur knapp überlebt. Deine Oma hatte ihm lange Zeit mit den Kräutern behandelt. Als seine Eltern die Hoffnung bereits aufgegeben hatten, öffnete er die Augen und hatte versucht aufzustehen. Gut, dass deine Oma da war und ihm direkt aufgefangen hatte“, setzte sie ihre Geschichte fort. „Ich quatsche dich einfach nur voll. Ich bin wohl zu aufgeregt wegen der Feier morgen und die Erinnerungen kommen hoch. Iss die Plätzchen, warm schmecken die am besten!“, sprach die und fing wieder an, die Bude mit den weiteren Ästen und Blumen zu dekorieren.
Ich stand auf: „Danke sehr für die Plätzchen und für das Gespräch. Ich muss jetzt nach Hause. Meine Mutter wartet bereits auf mich.“
„Ist gut ... Ich freue mich, dass du bei mir warst. Nimm ein Paar für deine Mutter mit!“, sagte Talimana und drückte mir einen Bündel in die Hand.
Mit den ganzen Gedanken über meine Eltern bin ich bei mir zuhause angekommen.
„Was ist mit dir?“, hatte meine Mutter mich gefragt. Es kam mir oft vor, als ob die den sechsten Sinn für meine innere aufgewühlte Stimmung hatte, um noch mehr diese zu reizen.
„Ich war bei der Talimana. Sie hat mir etwas erzählt über dich und den Vater. Ich verstehe es nicht“, fing ich an zu erzählen.
„Was verstehst du nicht? Was hat sie dir denn erzählt? Sie weiß gar nichts“, unterbrach mich meine Mutter forsch. Etwas zu forsch, aus meiner Sicht. Ich hatte direkt den Gedanken, dass sie etwas verbergen wollte.
„Sie hatte mir über dich erzählt, wie du früher warst. Ich habe das alles nicht gewusst ...“, setzte ich erneut an, mit meiner Erzählung.
„Wie war ich den früher? Ich bin immer so wie ich jetzt bin. Ich bin nur erwachsen geworden und muss mich um die Familie kümmern: um den Haushalt, die Tiere, dich und deinen Vater. Ich habe einfach viel zu tun und habe keine Zeit mehr für Spiele und Unsinn“.
Ich hatte wieder das Gefühl, dass ich mit meinem Versuch mit ihr zu reden, nichts erreichen kann.
„... und für Freude“ – habe ich sehr leise vor mich hin-gebrabbelt. Ich hatte mich nicht zurückhalten können. Mir ist auch aufgefallen, welchen Stellenwert ich und der Vater in ihrer Welt hatten. Direkt nach den Tieren. Nett!
„Was meinst du den damit? Ich bin fröhlich. Wieso sagst du sowas?!“, regte sich meine Mutter wie üblich auf. Sie hatte mich wohl gehört.
„Nichts. Ich sage schon gar nichts mehr“. Ich hatte keine Lust mehr zu diskutieren und sah wieder diese mentale Wand, hinter der die sich schon immer versteckte. Nicht mal die Großmutter konnte diese überwinden. Die Oma hatte zu jedem einen Zugang gefunden. Auch zu den verschlossensten Menschen und Familien, die ich kannte.
Es wollte nicht in meinem Kopf ankommen, dass meine Mutter früher mal anders war und anscheinend sehr beliebt und respektiert. Was ist bloß mit ihr passiert?
Die Wahrheit kommt immer ans Licht, wenn die Zeit reif ist ...
Dann war es so weit. Alle Tische auf dem Sammelplatz standen bereit, gedeckt und geschmückt. Immer mehr Dorfbewohner versammelten sich auf dem Platz. Kurz vor dem Sonnenuntergang sollte der Dorfälteste eine Dankesrede zum Ehren der Göttin halten. Dann gingen die Feierlichkeiten schon los.
Ich habe in der Menge meine Oma gefunden und bin zu ihr gegangen. Ich wusste nicht, ob und wie ich das, was mir auf der Seele brannte, ansprechen sollte. Sie hatte mich lange angeschaut und an die Hand genommen, um mich aus der Menge raus zuführen.
"Weißt du, früher wohnte ich in einem anderen Ort.", hatte meine Oma angefangen mir zu erzählen. "Mein ganzes Leben lang kannte ich nur diesen Ort und war sehr glücklich dort. Unsere Familie, unsere Vorfahren, unsere Verwandten lebten alle zusammen seit vielen Generationen dort und unser Leben war voller Harmonie im Einklang mit der Natur. Wir hatten viele Götter. Wir hatten sie verehrt und die hatten uns die Gaben gegeben, sodass wir kein Leiden oder Entbehrungen kannten. Dort hatte ich deinen Opa kennengelernt und wir haben uns ineinander verliebt.
Bereits als Kinder wussten wir, dass wir füreinander bestimmt waren. Die Götter hatten unsere Verbindung gesegnet und als ich erwachsen war, wurde ich schwanger mir deiner Mutter. Dann, eines Tages kamen fremde Menschen in unser Dorf und hatten uns aufgefordert, dass wir unsere Götter verraten und dem anderen Gott unsere Gebete und unsere Herzen zuwenden. Seitdem ging alles schief. Manche Familien waren nicht sehr stark mir den Göttern verbunden. Dein Opa und ich schon. Unsere Familien hatten die Gabe, Menschen zu heilen und mit den Tieren zu sprechen. Diese Gaben haben wir sehr lange schon in unserer Familie. Es wird von Generation zu Generation vererbt. Deine Mutter, meine Tochter, hatte diese Gabe auch.
Eines Tages hatte sie sich in einen Jungen verliebt, der ihre Gefühle lange nicht erwidert hatte. Das hat sie verändert. Ich habe es ihr angesehen und sie gewarnt, etwas Unüberlegtes und Gefährliches zu machen. Sie wollte aber nicht auf mich hören. Sie hatte angefangen, sein Willen durch die Magie zu brechen.
An einem der starken Tage hatte sie ein Ritual mithilfe der Naturmagie durchgeführt. Es führte zu einem Unfall. Der Junge war zu stark für ihre Magie, aber ihr Wille, ihm für sich zu haben, war ebenfalls sehr stark. Am Tag seiner Initiierung zu einem Mann, musste er die Nacht im Wald verbringen. Da kamen die Geister, die sie gerufen hatte. Er hatte sich gewehrt. Seine Familie war auch sehr stark in der Magie, deswegen kamen die ja auch in unser Dorf. Als sich ein Geisterbär manifestierte und ihm angegriffen hatte, hatte keine Angst. Er hatte den Bären besiegt, aber der Bär hatte ihm stark verletzt. Seine Seele war zerrissen. Als die Männer ihm am nächsten Tag gefunden hatten, lag er nur da und hatte sich nicht bewegt. Ich habe ihm bei mir aufgenommen und fing an, ihm zu pflegen. Alles ging gut, der war auf dem Weg der Besserung. Aber deine Mutter hatte erneut die Götter angefleht, dass er sich in sie verliebt. Die Götter haben sich geweigert und ihre Verbindung zu der Magie unterbrochen."
Die Liebe befreit. Liebe gibt Kraft. Liebe inspiriert. Liebe ist bedingungslos. Liebe ist gegenseitig. Wenn dem nicht so ist, dann ist es keine Liebe. Das ist eine Krankheit des Egos.
Dann hatte sie sich an die Waldgeister gewandt. Sie hatte die um Unterstützung gebeten und als ein Geschenk, denn die Waldgeister können sehr gierig werden, hat sie die innere Stärke und die Verbindung zu dem Familienstammbaum von dem Jungen angeboten. Da er nicht mehr den vollen Umfang seiner Seele hatte und sehr geschwächt war, aber sehr starken Potenzial hatte, waren die Geister an dieser Verbindung sehr interessiert. So schöpfen die unter anderem die Kraft für ihre Magie: aus den Verbindungen der Menschen zueinander und zu der Welt. Die Geister waren einverstanden. Die Geister haben aber verschwiegen, dass wenn der Ambreus, dein Vater, deine Mutter heiratet, deren Verbindung auch gestört wäre.
Als Ambreus aufwachte, hatte er gesehen, wie Melania sich um ihn gekümmert hatte und hatte sie in einem anderen Licht gesehen. Die beiden kamen sich näher. Am Beltein-Feiertag haben die sich aufeinander geprägt. Danach waren die wie ein Mensch und eine Seele. Alle hatten sich gewundert, wie gut die zueinander passen und wie glücklich die waren. Ich wusste aber, dass es irgendwie nicht ganz natürlich war. Ich habe seine Seele zwar geheilt, aber ein Teil davon hatte sich gelöst und verfärbt, das habe ich gesehen und konnte nichts machen, um das zu ändern. Dann habe ich ein ernstes Gespräch mit Melania geführt, sie hatte alles gestanden.
Ich habe sie gebeten und angefleht, das zu lösen, koste es was es wolle. Sie war sehr glücklich und wollte nichts hören. Ich habe versucht ihr zu erklären, was das für Folgen für alle haben wird. Die ganze Familie, alle Nachfahren würden darunter leiden. Alle Gaben gehen verloren und die Kraft geht an die Geister. Ihre Kinder und Kindeskinder werden ab dem Moment, wo Milania die Waldgeister gerufen hatte und deren Bedingungen zugestimmt hatte, keine Verbindung mehr zu den Ahnen haben, zur Natur, zu den Sternen. Sie und die ganze Familie werden alles verlieren. Deine Mutter war aber sich so sicher, dass sie auch allein mit ihrer Kraft die Verbindungen halten kann und somit die Familie beschützen, dass die nicht auf mich hörte. Milania und Ambreus haben sich an einem Vollmondtag miteinander verbunden und wurden zu einer Einheit.
Danach ging es bergab mit derer Liebe. Dein Vater hatte sich immer mehr entfremdet. Er war sehr lange alleine im Wald unterwegs. Wir dachten schon, dass er eines Tages nie mehr wieder zurückkommt. Er kam aber immer wieder zurück. Zwei Sommer später kamst du zur Welt. Ich wusste gleich, dass du etwas Besonderes bist und es tat mir so leid für dich und dein Schicksal. Ich hätte so gerne, dass du die Welt mit meinen Augen sehen könntest und die Wunder der Welt mit mir entdecken. Aber ich sah, wie blind du für die Magie warst. Als ob du ohne Seekraft geboren wärst. Ich habe die Götter gebettet und die angefleht, dass sie dir helfen sollten, dein Erbe antreten zu dürfen. Die Götter blieben fest bei deren Entscheidung. Deine Mutter hatte mit ihrer Handlung die Götter sehr verärgert. Sie haben mir mitgeteilt, dass, wenn ich das Geheimnis ums Geschehene für mich behalte und mich aus der starken Magie zurückziehe, wenn ich nichts außer Heilung praktiziere, würdest du eines Tages hinter der Geschichte selbst kommen. Erst dann darf ich dir alles über unsere Macht erzählen.
Die Götter begleiten Einen auf seinem Weg. Wenn der Mensch sich dessen bewusst wird, dann ist die Interaktion möglich und sogar erwünscht. Dann ist man selbst ein Gott des eigenen Schicksals.
Ich tanzte das erste Mal um das große Feuer und habe nach einer Hand gegriffen. Ich sah Osttara. Ihre Hand fühlte sich kühl und weich an, als ob man die Hand in einem Bach halten würde. Ich schaute sie an und dann hörte ich eine weiche melodische Stimme in meinem Kopf. Genau so klang das Geschepper des Baumes, wo ich mich immer zurückgezogen hatte.
Sie sagte: „Na endlich, sehe ich dich unter den Feiernden und nicht nur beobachtend am Rand. Das Leben fließt und du sollst es auch tun, nur so kommst du zu mir.“ Ich war überwältigt. Sie hat mich gesehen.
„Ja“, antwortete die Göttin, „Ich habe dich sogar beobachtet. Ich war immer dabei, immer an deiner Seite. Ich habe dich und deine Oma zu den Plätzen mit den mächtigsten Energien geführt, wo die Gräser am saftigsten waren. O ja, du wurdest beobachtet und geprüft und zwar nicht nur von mir“, erzählte die Göttin weiter und ging dabei auf meine unausgesprochene Gedanken ein. „Du hast ein reines Herz. Du bist immer aufmerksam und rücksichtsvoll zu meinen Geschöpfen gewesen. Nicht mal eine Blume hast du nur aus Lust und Laune zerstört, nicht mal ein Vogel im Stich gelassen, wenn es Hilfe brauchte. Das alles habe ich gesehen.“
„Wieso sollte ich auch?“, fing ich energisch an zu erklären. „Die Bienen machen nur ihre Arbeit sowie Blumen und ich mache meine und freue mich sogar, wenn ich die Blumen so schön blühen sehe.“
„Genau deswegen, habe ich mich für die Gebete deiner Oma bei den Göttern eingesetzt. Die Götter waren einverstanden, dich wieder in den Fluss der Magie einzuweihen. Dafür musst du aber noch eine letzte Prüfung bestehen“, fuhr die Göttin fort. „Du musst deine Oma überreden, dir zu helfen“, erklärte Osttara. „Da sie es war, die uns angesprochen hatte, muss sie es auch jetzt durchziehen. Denn, du kannst nicht solche ernsten Bitten für einen anderen Geist als den eigenen stellen. Sie muss den „Sprung des Glaubens“ wagen. An diesem Vollmond, wenn sie bereit ist, muss sie sich von der Klippe, wo dein Baum steht, stürzen.“
„Aber dann stirbt sie?!“, sprach ich die unerbittliche Wahrheit aus, mit den Tränen in der Stimme und einem Klotz im Hals.
„Ja“, stimmte die Göttin zu. „Deswegen ist es eine Prüfung und ein Opfer, damit du ihren Platz in dem Fluss der Schöpfung einnehmen und somit ihren Zugang zu der Macht der Magie übernehmen kannst.“
„Das kann ich nicht machen“, stellte ich mich trotzig.
„So sind die Bedingungen der Götter“, erklärte die Göttin geduldig weiter. „Wenn man bei den Göttern sich das Gehör verschafft, dann muss man mit den Konsequenzen rechnen. So lautet das kosmische Gesetz.“
Mein Herz zog sich zusammen. Der Vollmondphase dauerte nur noch zwei Tage. Wie kann es sein, dass ich meine Oma verlieren sollte? Ich fühlte die Tränen auf meiner Wange und hatte einen salzigen Geschmack im Mund.
Wenn das Leben sich unfair anfüllt, ist es an uns, den Gleichgewicht wiederherzustellen. Manchmal ist es eine Prüfung. Manchmal ist es eine Aufgabe. Manchmal ist es ein Opfer. Manchmal alles zusammen.
"Das ist ein Geschenk der Götter. Wenn du ihm ablehnst, müssen wir dafür teuer bezahlen", versuchte meine Oma zu erklären, als ich ihr alles erzählt hatte. "Ich müsste wahrscheinlich dann doch noch gehen, aber, ohne dass du meine Gabe annehmen kannst. Ich liebe dich und unsere Verbindung ist stark. Wir bleiben immer zusammen und ich werde immer an deiner Seite sein - dich von der anderen Seite beschützen."
"Nein!", rief ich ihr aus der Tiefe meines Herzens zu.
Am nächsten Tag bin ich schweren Herzens aufgewacht und zu meinem Baum gegangen. Der Baum hatte wieder mit mir geredet, aber ich konnte wieder nicht verstehen, was er sagt, nur dass mein Herz dabei etwas leichter wurde. Wahrscheinlich war das etwas Tröstliches. Ich wusste, dass ich bis zum Abend von keinem gesucht werde und genug Zeit hatte, um nachzudenken, was ich machen soll. Ich bin die Gespräche vom letzten Tag immer und immer wieder in meinem Kopf durchgegangen. Mein Verstand sagte: „Ja, du musst das machen, sonst verlierst du deine Oma sowieso und ihr Opfer wäre dann umsonst gewesen“. Mein Herz sagte mir: „Nein. Die Oma ist unschuldig. Meine Mutter war die, die alles zerstört hatte und bezahlen sollte, nicht die Oma“. Eine andere Stimme tief in mir sagte: „Du kriegst die Gabe, also sollst du auch dafür gerade stehen“. Ich war sehr wütend auf meine Mutter, auf mein Vater, meine Oma, den Baum, auf mich selbst und auf die Götter, dass die so etwas von mir verlangt hatten.
Als ich unterwegs nach Hause war, auf einmal, fiel ein Sonnenstrahl auf den Boden und hat eine Blume in ein zauberhaftes Licht der untergehenden Sonne gehüllt. Die Blume sah so wunderschön aus, dass ich vergessen hatte, wie wütend ich war, und nur die Liebe und Bewunderung für die Natur in meinem Herzen fühlte. Die Zeit ist für mich stehen geblieben. Dieser Moment dauerte nur wenige Augenblicke lang und gleichzeitig eine Ewigkeit. Ich habe mich neben der Blume gesetzt. Dann habe ich das dicke zoomen gehört. Da kam eine Hummel vorbeigeflogen und hatte sich genau meine Blume ausgesucht. Als die sich auf die Blume setzte, wurde im ganzen Wald ganz still. Ich hatte Gänsehaut. In meinem Kopf war es endlich still. Ich hatte schon eine Lösung, was ich machen sollte.
In so einem Zustand kam ich zu Hause an. Dort traf ich meine Oma. Sie war anscheinend schon lange da und hatte auf mich gewartet. Aus dem Offen hatte es lecker nach den Kräuterkartoffeln gerochen. Genau so, wie ich es am liebsten mag. Genau so, wie nur meine Oma es für mich zubereiten konnte.
"Jetzt musst du mir sagen, was ich tun muss, damit die Götter ihr Versprechen halten."
"Ja, Oma. Ich verstehe das", gab ich meinen Widerstand auf und erzähle ihr alles.
"Oma, der Neumond ist erst in einigen Tagen so weit, sollen wir die Zeit vielleicht nutzen und du erklärst mir so viel wie du kannst, was ich so alles wissen muss, bis ich die Weisheit der Ahnen bekomme", lenkte ich uns von den schweren Gedanken ab.
Vertrauen ist alles. Vertraue, dass du das Richtige tuest und dir passiert auch das Richtige. Wenn du mit deinem Schicksal spielst, dann spielt dein Schicksal mit dir.
Ja, ich habe geschummelt. Ich habe fast die ganze Wahrheit erzählt. Ich hatte nicht vor, die Gabe anzunehmen. Ich wollte nur das Leben meine Oma bei den Göttern erbeten, um ihr Platz annehmen zu dürfen. Sie konnte in ihrem Leben viel mehr Gutes bewirken.
Wir haben die ganze Nacht geredet. Als meine Oma eingeschlafen war, waren meine Eltern immer noch nicht zurück. Ich war froh darüber. Ich habe mein bestes Kleid angezogen, das Brennstab vorbereitet, ein Blumenkranz in die Umhängetasche für Kräuter gesteckt und bin zu meinem Baum aufgebrochen.
Als ich ankam, war der Vollmond in der ganzen Pracht über dem Baum zu sehen. Ich habe Feuer entzündet und die Blumen aus dem Blumenkranz nach einander hineingeworfen mit der Bitte bei den Göttern um Gehör. Das dauerte eine Weile so.
Als ich kurz davor war aufzugeben, kam mir ein altes Lied in den Kopf, dass mir meine Mutter beim Einschlafen vorgesungen hatte. Es war ein sehr trauriges Lied. Ohne es zu merken, bin ich aufgestanden und bewegte mich langsam zu der Melodie. Mal die Hände zu dem Mond richtend, mal die Füße über Kreuz stammelnd, mal springend, mal in die Hände zu dem Rhythmus klatschend, tanzte ich die ganze Traurigkeit aus meinem Körper raus. Bei der letzten Strophe habe ich den Rest des Kranzes zusammengenommen und ins Feuer geworfen. Das Feuer lief in allen Regenbogenfarben durch, stieg hoch, wie ein erwachsener Mensch groß war und brannte so eine Weile über der Feuerstelle schwebend. Dann ging mein Lied aus, ich hörte auf, mich zu bewegen und setzte mich, fasziniert durch dieses Schauspiel, auf die Erde hin. Das Feuer ging langsam aus, wurde immer kleiner. Hinter dem Feuer habe zwei weitere leuchtende Punkte entdeckt. Das waren Augen.
Ein riesiger weißer Wolf kam zu der Lichtung. Er hatte sich einige Armlängen weit vor mir gestellt und mich angeschaut. Ich hatte keine Angst. Der Wolf starte mich eine Weile an, dann hatte er etwas auf die Erde gelegt, sich umgedreht und weggegangen, als ob er niemals da war. Ich habe das geheimnisvolle Etwas mir näher angeschaut. Vor dem Erstauen bin ich kurz in eine Starre verfallen. Vor mir lag die Blume, die ich im Wald auf dem Rückweg gesehen hatte, wo ich meine Entscheidung getroffen hatte. Jetzt wusste ich, dass meine Gebete erhört wurden. Die Götter waren einverstanden. Ich durfte als Opfer anstatt meiner Oma antreten.
Langsam, wie im Trance, bin ich zu dem Baum gegangen, der an dem Abhang wuchs. Ich habe mich von dieser Welt verabschiedet. Ich fühlte die Verbundenheit zu allem, was mich umgab. Ich war voll erfüllt mit dieser Energie. Ich war absolut glücklich und leer. Meine Gedanken waren leer, dafür aber war das Herz voll. Voll mit Liebe, voll mit Kraft, voll mit Dankbarkeit. Dann habe ich im Kopf die Stimme meiner Oma rufen hören: "Nein, mein Mondschein, tue das nicht, warte auf mich, ich komme jetzt zu dir!" ...
... Und habe den Schritt gemacht. Als ich fliege, schießen mir die Bilder durch den Kopf. Gedankenfetzen. Was wollen die ältesten Götter mir damit sagen?! ...
Die schönste Zeit des Lebens kann sich als die dunkelste Zeit offenbaren. Wenn du endlich mal einsiehst, was darin falsch war. Unsere Fehler sind unsere besten Lehrer. Wenn der Schüler bereit ist ...
Wir trafen uns heimlich. Wir hatten die Regeln aufgestellt: z. B. keine weiteren Frauen, keine Eifersucht, jederzeit Stopp, wenn einer der Seiten sich zurückziehen will, ohne Szenen oder Erklärungen. Es lief alles gut. Ich konnte mich meiner Arbeit widmen, ohne Panikattacken zu haben. Und auch wenn ich welche hatte, konnte ich mich "abreagieren". Du weißt schon wie. Das hat geholfen. Auch das Körperliche hat nach der verbotener Frucht geprickelt. Das hat unsere Leidenschaft entfacht. Das und natürlich das Ablaufdatum für unsere "Beziehung". Ich habe sogar überlegt, ob die körperliche Komponente der Abmachung genauso gut funktionierte, wenn wir uns einfach so, als ein „normales Paar“ getroffen hätten. Das wurde mir zum Verhängnis.
Ich rutschte in die „Was wäre, wenn…“-Gedanken hin und wieder mal ab. Ich habe aber bei mir alles sehr strickt nach den Regeln gehalten und habe tierisch aufgepasst, dass diese Gedanken nicht von meiner Seite aus laut ausgesprochen würden. Denn dann würde meine Zauberblase platzen. Ich würde mich in der unschönen Realität wiederfinden, dass ich diejenige bin, die eine Beziehung durch ihr einmischen kaputt gemacht hatte, und somit einem unschuldigen Mädchen wehtat. Aber, wenn es von dir aus kommen würde … ... wie gesagt, ich habe meinen Wortlaut sehr stark kontrolliert und gefiltert.
Am schlimmsten hat meine Blase vibriert und gesungen, bereit jeden Moment zu platzen, als du mit ihr telefoniert hattest. Es tat weh zu hören, wie kalt du zu ihr währenddessen warst. Es hat auch weh getan zu hören, dein „Ich liebe dich auch“. Genau in diesen Momenten war mir kristallklar gewesen, was für eine Rolle ich in deinem Leben spiele. In den Momenten hat sich die Maske der „sorglosen Bitch“ bei mir ins Fleisch geschnitten. Das war eigentlich nicht ich. Meine Seele hatte sich zusammengezogen und geweint. Danach brauchte ich viel Überredungskunst für mich selbst, diese Idee nicht direkt fallen zu lassen. Da stand ich aber vor einem anderen Dilemma - ich konnte keinen Nervenzusammenbruch in dem Moment gebrauchen und somit auch meine Arbeit und mein Studium damit gefährden. Ich hielt es durch. Ich hatte für meine Arbeit drei Monate Zeit. Tagsüber war ich ziemlich gut organisiert und im Fluss beim Schreiben. Abends, hatte ich meine Ablenkung ohne mich viel zu viel abzulenken. Meine Rechnung ging auf. Dann musstest du wegfahren. Zu ihr.
So gut es ging, habe ich deine eigentlichen Reiseziele ausgeblendet, blieb nur die kurze Trennung. Ich hatte sogar Hoffnung geschöpft, dass wenn du zurückkommst, kann sich etwas bei uns ändern, wenn du im Herzen genauso empfunden hattest wie ich … "Nein! … um Gottes willen. So war nicht der Plan“ - dachte ich mir und war sogar erleichtert, dass es sich nicht geändert hatte. Es war mir bewusst, dass ich dich ausnutze und dir auch kein Funken Hoffnung gebe, dass es auch anders sein könnte. So war der Plan. So war die Abmachung. Es war ein sehr guter Plan. Bombenfest. Es hat funktioniert. Du hattest nicht den Hauch einer Chance bei mir in einer Beziehung zu landen. Du warst clever genug, um das zu verstehen und es nicht zu versuchen. Vielleicht warst du aber auch absolut zufrieden mit der Situation. Das war ich auch ...
Ich habe eine Beziehungsblase geschaffen. Eine bewusste Illusion. Der Schuss ist nach hinten los gegangen. Da wusste ich noch nichts über meine Familienkarma oder über Zwillingsflammen.
Ich war sogar überrascht, wie gut das Hinterhältigsein bei mir funktionierte und dass ich sogar Spaß daran hatte, die Kontrolle komplett zu behalten und meine Vorteile zu ziehen, ohne Rücksicht auf die anderen. Das erste Mal in meinem Leben war ich absolut egoistisch und es fühlte sich gut an.
Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass wir gut miteinander umgehen können. Neben dem Körperlichen funktionierte auch das Mentale und Spirituelle sehr gut. Wir mögen ähnliche Musik. Wir lesen thematisch ähnliche Bücher. Wir sind auf demselben Pfad der Entwicklung. Unsere Interessen sind wie zwei Seiten einer Medaille, du interessierst dich für die Magie sowie das Übernatürliche und ich für Spiritualität sowie Weisheit. Ich habe unser Einklang in der Affäre der Entspanntheit in der „Beziehung ohne Beziehung“ zugeschrieben. Wir konnten gut miteinander lachen und Zeit verbringen. Als ich fertig mit meiner Arbeit war, haben wir unser Arrangement auch eine Weile so behalten. Danach musstest du noch mal „zu ihr“ und hast mir sogar einen riesigen Poster präsentiert, wo ihr beide im Kreis deiner Verwandten standen. Ich konnte nur irgendwelche Umrisse erkennen, obwohl der Poster mindestens ein Meter groß war. Meine Augen "wollten" das nicht "sehen". Danach habe ich den Entschluss gefasst, dass es langsam Zeit wäre, unsere Abmachung aufzulösen. Leichter gedacht, als gemacht.
Einmal, nach einem Spaziergang hast du mit dem Thema „was-wäre-wenn“ angefangen. Ich fragte, ob du noch in der festen Beziehung bist. Du sagtest: "Ja". Dann meinte ich: "Ok, schließen wir einen Pakt: Wenn wir in 10 Jahren alleine sind und uns durch einen Zufall treffen, können wir es noch mal miteinander versuchen. Oder wenn einer von uns in einer Beziehung ist, wo er nicht glücklich ist". Du fragtest: "Wie erfahren wir das, ob einer in der Beziehung glücklich ist oder nicht". Worauf ich antwortete: „Komm einfach vorbei und frag“. Ich habe mir in den Moment, als ich es sagte, nichts dabei gedacht. Es war einfach nur ein Geplänkel - ein Smalltalk. Ich wollte dich nur damit aufziehen. Ich habe nicht erwartet, dass du wirklich kommst und mein Leben durcheinander bringst.
Eine Zeitlang hatten wir noch On-off-Beziehung. Danach mal Freunde mal nicht. Dann habe ich auf einer Party bei den Freunden meinen neuen Freund kennengelernt. Das war ein endgültiges "Aus für uns" von meiner Seite. Denn Dreiecksbeziehung ist eine Sache, aber noch mehr Ecken konnte ich nicht mehr gebrauchen.
Ich habe mein Studium erfolgreich absolviert. Ich hatte alle Türen und Wege offen. Ich habe mich nach einem Einstieg ins Berufsleben umgeschaut. Aber so leicht wollte sich unsere gemeinsame Geschichte nicht abwimmeln. Einmal standest du betrunken vor meiner Tür und hast erzählt, dass es zwischen dir und ihr aus sei. Ich hatte aber diesbezüglich bereits eine schlimme Erfahrung mit meinem ersten Ex-Freund gemacht. Diese Episode hatte sich nach einem Déjà Vu angefüllt. Also blieb ich standhaft. Ich habe die Beziehungsblase platzen lassen und blickte einfach nicht mehr zurück. Einfach ein Schritt nach dem anderen machen, ein Tag nach dem anderen leben. Irgendwie ...
Wir denken nur, dass wir wach sind. Erst wenn wir die Welt um uns Wahrnehmen und ihre Gesetze verstehen, wachen wir für die Wahrheit auf. Dieser Prozess gleicht einer Geburt.
Als ich die Augen geöffnet hatte, konnte ich keinen Reim von der Geschichte machen. Wer waren diese Menschen? Was hat das alles zu bedeuten? Wieso wurde mir das alles gezeigt? Das wussten nur die Götter.
Ich lag auf der Wiese unter meinem Baum, nur dass es schon Tag war. Mein erster Gedanke war: "Bin ich überhaupt gesprungen oder habe ich das alles nur geträumt?" Ich saß noch eine Weile unter meinem Baum und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich fühlte mich nicht anders als zuvor. Nur dass der Baum ganz leise war, ist mir aufgefallen. Ich versuchte mit ihm zu reden und meine Gedanken mit ihm zu teilen. Keine Antwort. Nicht mal ein leises Zischen des Windes in den Blättern. Alles stand still um mich. Die Sonne schien. Ich fühlte etwas Hunger aufsteigen und habe versucht aufzustehen. Dann musste ich mich direkt wieder hinsetzen. Keine Kraft. Keine Gedanken. Ich schlief wieder ein.
Als ich erneut aufwachte, war es schon wieder dunkel. Wie lange habe ich geschlafen? Was ist mit mir passiert? Wieso fühle ich mich so komisch? Wo bin ich? Wieso bin ich hier? Alles scheint das gleiche aber auch ganz anders zu sein. Dann höre ich diese zischende Stimme über mich: "Du bist wieder da. Das freut mich! Ich habe mir schon Sorgen gemacht."
Ich antworte neugierig: "Wer bist du? Wer spricht mit mir?" - Ich sehe keinen Mensch. Ich schaue mich um. Ich schaue nach oben und da dämmert es mir. Der Baum. Mein Baum. Das ist seine Stimme. Nur, dass ich die endlich verstehen kann.
"Du bist es! Du sprichst zu mir!", kann ich mich vor der Verwunderung kaum zurückhalten.
"Natürlich. Das mache ich schon immer. Endlich antwortest du mir auch. Ich freue mich so! Es kann ziemlich einsam sein, nur mit den seinesgleichen reden zu können. Ich habe deine Anwesenheit schon immer sehr genossen. Endlich kann ich dir das auch sagen", berichtete mein alter Freund.
"Ehrlich gesagt, habe ich etwas Angst und verstehe nicht, was mit mir passiert ist", gab ich zu. "Kannst du mir das vielleicht erklären?"
"Ja, das kann ich. Ich habe es von hier aus beobachtet. Du hast den Sprung des Glaubens gewagt und die Götter haben dich belohnt, indem sie dir deine Gaben wieder schenkten. Und die haben dich sogar noch mit der neuen Gabe belohnt: Die Sprachen der Pflanzen kannst du jetzt auch verstehen."
"Als ich aufwachte, habe ich aber nichts gehört", gestand ich meinem Freund.
"Du musstest dich ausruhen. Jetzt ist das alles neu für dich und dein Körper muss mit diesen neuen Fähigkeiten noch klarkommen", hatte er versucht, mich zu beruhigen. "Also ruhe dich etwas aus und fange langsam an, dich an dein neues Leben zu gewöhnen."
Ich schließe wieder die Augen und merke, wie müde ich bin. Müde und hungrig. Ich muss irgendwie nach Hause kommen, um zu schauen, was da los ist. Ich schlafe wieder ein.
Es gibt viel mehr Magie in unserem Leben, als wir uns vorstellen können. Noch unvorstellbarer ist, dass diese Mysterien für unseren Vorfahren ein ganz normaler Teil deren Leben war.
Im Traum sehe ich zwei Menschen. Ein Junge und ein Mädchen. Der Junge sitzt an dem Bach und hat seine nackten Füße in das Wasser getaucht. Das Mädchen steht an dem Baum angelehnt. Sie weint. Sie hat langes weises Haar, das ihr bis zur Taille reicht. Sie hat ein schönes langes blaues Kleid an. Eine wunderschöne Ranke einer Trauerweide ist in ihr Haar geflochten. Das Mädchen ist wunderschön. Große blaue Augen, rundliches Gesicht, volle Lippen, zierliche Gestalt, wunderschöne weise, fast bläuliche Haut. Sie weint stumm. Die Tränen kullern einfach aus ihren Augen, wie erste Regentropfen aus den Wolken. Sie schaut den Jungen nicht an. Er schaut nicht auf das Mädchen. Der Junge ist dunkelhaarig. Ernstes Gesicht mit kantigen Zügen. Er sieht fast wie ein erwachsener Mann aus, aber noch behalten sein Körperbau und das Gesicht die jugendlichen Züge. Er wird mal ein stattlicher Mann sein.
"Wir können uns nicht mehr lange treffen. Ich werde bald heiraten", höre ich ihm sagen. Das Mädchen schweigt. "Ich fühle gar nichts mehr. Mir ist jetzt alles egal. Du hast etwas Besseres verdient. Wir waren sowieso viel zu unterschiedlich. Wir gehören zu unterschiedlichen Welten. Du bist eine Nymphe und ich ein Mensch. Nur dank meiner Gabe, haben wir uns überhaupt kennengelernt. Vergiss mich einfach. Ich komme nicht mehr wieder."
In diesem Moment wird es mir klar, woher ich den Jungen kenne. Es ist mein Vater aber noch sehr jung. Ich hätte ihm fast nicht erkannt. Er hatte sich stark verändert. Auch so viel reden, habe ich ihm noch nie in meinem Leben gehört. Das war auch irritierend. Als das Mädchen anfängt zu sprechen, klingt es wie ein leises Flüstern des Wassers. Sie hat eine sehr melodische Stimme.
"Das weiß ich auch selbst", sagt sie. "Ich habe mir bei unserem Kennenlernen nichts von deiner Rettung erhofft. Ich habe dich nur so da sitzen sehen und musste mich einmischen, bei der Gefahr, die dir drohte. Ich habe dich schon sehr lange aus dem Verborgenen beobachtet. Du warst der erste Mensch, der diese Strahlung der Aufrichtigkeit und Verständnisses in sich hatte. Das hat mich fasziniert. Ich habe nicht erwartet, dass es so etwas unter den Menschen noch gibt. Ich konnte es nicht ertragen, dich sterben zu sehen."
"Als du in dem Sumpf dich verirrt hattest und die Irrlichter dich gefangen nahmen, habe ich alle Gesetze meiner Welt für das Verhalten mit den Menschen gebrochen und habe dir etwas von meiner Kraft gegeben, damit du wieder nach Hause kommst. Seitdem bin ich mit dir verbunden und kann nicht anders, als nur bei dir sein. Dich zu lieben. Es ist mir egal, was sie mit dir gemacht hat. Unsere Seelen sind jetzt für immer verbunden. Wenn deine heil geblieben wäre, würdest du dasselbe fühlen ... ". "... Nun jetzt können wir nichts anderes machen als uns unserem Schicksal beugen und auf die Gnade der Naturgötter hoffen. Ich weiß nur eins, auch wenn nichts mehr von mir übrig bleibt als nur der Schaum am Ufer des Meeres, auch dieser Schaum wird deinen Namen rufen, bis das letzte Bläschen platzt."
Ich fühle etwas Nasses an meiner Hand, dann an meinem Gesicht und öffne die Augen. Ein riesiger weißer Wolf steht über mir. Er schaut mich an, neigt sein Körper zu mir und ich höre seine Gedanken in meinem Kopf: „Du musst aufstehen. Du kannst hier nicht mehr bleiben. Du sollst etwas essen und trinken, sonst stirbt dein Körper.“
"Habe ich gerade die Gedanken des Wolfs gehört? War das eine Unterhaltung?", schoss durch meinen Kopf der Gedanke wie ein Blitz.
„Ja, du hast mich gehört und verstanden. Ich bin aus der anderen Welt zu dir gekommen, um dir zu helfen. Jetzt kralle dich an meinem Fell, wir müssen los! Deine Kraft schwindet. Bald ist es für dich zu spät!“ Der Wolf beugt sein Oberkörper zu mir nieder. Er ist fast so groß wie ein Bär, von selbst komme ich nicht an seinen Nacken dran.
Ich tue wie mir gesagt wurde. Langsam stehen wir gemeinsam auf. Ich lege mich fast über seinen riesigen Körper und fühle seine Wärme. Ich fühle, wie er mir etwas von seiner Energie abgibt. Die fühlt sich sanft und stark an und etwas aggressiv. Meine Lebenskraft kehrt zu mir zurück. So, ich an dem Wolf angelehnt, betreten wir den Wald. Es ist wieder fast ganz dunkel. Ich sehe nur Schatten und dunkle Umrisse statt Bäume.
Dann passiert etwas in meinem Kopf und ein feiner Strahl erscheint unter meinen Füßen. Wie das Licht des Mondes nur etwas konzentrierter. Gezielt führt er uns durch den dichten Bewuchs. Wir folgen. Ich kann mich nicht erinnern, wie der Weg war. Es schien mir unendlich lang zu sein. Bis ich auf einmal wieder alleine war. Auf dem Boden.
Ich saß im Gras und schaute mich um. Die ersten Sonnenstrahlen bahnten ihren Weg durch den dichten Nebel. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr und habe mich wieder hingelegt. Dann spürte ich starke Hände an meinen Schultern ziehen. Ich hatte viel Mühe, meine Augen aufzumachen und als ich das geschafft hatte, sah ich meine Großmutter, die mich auf die Arme nahm und mich ins Haus brachte. Wohltuende Wärme umhüllte mein Körper und mein Herz. Ich fühlte mich in Sicherheit. Jetzt wird alles wieder gut. Jetzt habe ich die Chance, die Umstellung meines Körpers zu überstehen, sowie meines Geistes.
Ich war anscheinend irgendwo in der Nähe ihres Gartens und sie hatte meine Anwesenheit gespürt. Ich fühlte mein Körper nicht mehr und bin wieder in einen tiefen Schlaf abgetaucht. Dabei dachte ich wieder die merkwürdige Geschichte der zwei Menschen, als ich gesprungen war, von der ich nur jedes zweite Wort verstand. Die Bilder brannten sich in mein Gedächtnis ein. Ich spürte eine geheimnisvolle Verbindung zu diesen Menschen, die mir noch nicht offenbart wurde. Wer sind die? Wo wohnen die? Was haben die mit meinem Leben und mir zu tun? Das alles musste ich noch herausfinden. Die Götter zeigten mir das nicht umsonst. Ich musste dadurch etwas lernen und verstehen. Nur was?
Es dauert lange, bis ich bei meinen Kräften und in meiner Macht ankam. Mein Körper gewöhnte sich nur langsam an die ganzen Energien, die ab jetzt dadurch strömen. Lange Zeit konnte ich nichts essen. Nur dank der Heilkunst meiner Oma und Ihren Kräutern habe ich überlebt. Mein Körper hatte sich dadurch gesäubert und erneuert. Erst einige Monate später konnte ich langsam vom Bett aufstehen und einige Sitte durch das Zimmer machen. Es klappte aber jeden Tag besser.
Als ich wieder stark genug war, um an dem Tisch zu sitzen und essen zu können, hatte mir die Großmutter meine Lieblingsplätzchen gebacken und Kräutertee zubereitet. Wir saßen schweigend da. Oma hatte generell sehr wenig mit mir gesprochen, als ich noch schwach war. Ich wusste nicht, wieso und hatte keine Kraft, sie dazu auszufragen. Auch jetzt saß ich einfach nur da, habe mein Tee getrunken und an den Plätzchen genascht.
"Deine Mutter hatte dich am Anfang sehr oft besucht", hatte Oma die Unterhaltung angefangen. Sie machte große Pausen beim Reden. "Sie hatte dich mitgenommen." ... "Als du bei ihr warst, ging es dir viel schlechter. Fast bin ich zu spät da gewesen, um dich mit den Kräutern von der anderen Seite wieder zurückzuholen." ... "Seitdem war sie nie mehr bei dir und dir ging es besser."
Ich schwieg.
Nach einer Weile, gab Oma zu: "Ich habe auch diesen Traum gesehen, den du bei deinem Fall offenbart bekommen hast", fuhr meine Oma fort. "Trotz der Warnung der Götter, hatte ich eine mentale Verbindung zu dir aufgenommen. Ich habe lange darüber nachgedacht, als du krank warst." ... "Im Delirium hattest du noch von der anderen Geschichte gesprochen. Willst du mir das erzählen?"
Ich nickte und erzählte ihr von der Wassernymphe.
Oma Erklärte weiter: "Das habe ich befürchtet." Dann fuhr sie fort: "Als ich ihm das erste Mal gesehen habe, habe ich gewusst, dass der Junge, dein Vater, sehr stark magisch begabt war. Ich sah es ihm von dem ersten Moment an, dass er diese Welt anders sieht. Deine Mutter sah es erst später, wahrscheinlich als sie ihm im Wald aufgelauert hatte, um ihm zur Rede zu stellen, wer der Anführer für die Kids im Dorf sein sollte. Von diesem Vorhaben hatte sie mir erzählt. Diese Kinder waren ihr wichtig und sie wollte keine Spaltung zwischen ihnen sehen" ...
... "Dann hatte sie ihm anscheinend mit der Nymphe sprechen sehen, die sich für ihm in dem Moment manifestiert hatte. Seitdem wollte sie ihm für sich und ihre Nachkommen haben. Nicht, weil die ihm liebte. Sie wollte nur eigene magische Linie stärken. Das hatte Konsequenzen für die ganze Familie für mehrere Jahrhunderte lang. Hätte die das mithilfe ihrer weiblichen Energie gemacht, wäre es halb so schlimm gewesen. Sie hatte aber dazu die höheren Mächte und ihre Gabe eingesetzt, um den Willen des Jungen zu brechen. Diese Gabe hatte sie aber nicht dafür bekommen. Sie sollte den Menschen damit helfen. Somit hatte sie das Vertrauen der Götter missbraucht. Sie hatte die Götter, sowie die Ahnen, die für diese Gabe viel gearbeitet haben, erzürnt."
Ich danke dir, liebe Sternenseele, dass du mich und meine Familie gerettet hast. Ich werde immer die Gedanken an dich und dein Verdienst im Ehren halten. Dafür schreibe ich dieses Buch.
Danke!
Meine Oma fuhr mit ihrer Geschichte fort und erklärte weiter: "Die Frauen aus unserer Familie, konnten ab diesem Moment keine wahre Liebe mehr finden. Die haben sogar vergessen, was es bedeutet und wie eine Frau ihre weibliche Macht einsetzt, um glücklich zu sein. Die Männer, die sie trafen, waren entweder die falschen, gingen fort zu den anderen Frauen oder haben sich sogar durch die Magie von den Frauen und von der Familie abgewandt ...", erzählte sie" ... "Die Frauen versuchten die Ehemänner zu halten, wie deine Mutter es tat, aber die Magie war weg. Die Waldgeister haben den Rest der Magie auch aus den Männern der Familie abgeschöpft. Die Männer, die die Frauen im Endeffekt heirateten und die in der Familie zur Welt kamen, wurden schwach: Die übernahmen keine Verantwortung, interessierten sich nicht für die Frauen, Kinder, Familie, fingen früher oder später an, sich auf die niedrigste Stufe der Existenz auszuleben - Sucht, Fremdgehen, Frauen mit den Kindern verlassen oder gar diese misshandeln, war ab dann an der Tagesordnung für alle Mädchen, die in der Familie rein geboren wurden. Die Frauen mussten lernen stark zu sein und das männliche Part zu übernehmen", erklärte Oma die Konsequenzen weiter.
"... Das Pärchen aus der Geschichte war das letzte Glied in dieser Kette des Leidens. Das Mädchen kam als eine Sterneinseele in die Familie. Nach vielen gebeten der Ahnen an die höheren Mächte für die Erlösung, hatte sie sich bereit erklärt, das Leid zu beenden. Das Mädchen hatte die Familienkarma bis zum Uhrsprung auf sich genommen und abgearbeitet. Viele Prüfungen hatte sie ertragen und bestanden, ohne ihre Kraft für die Rache oder böse Gedanken einzusetzen. Bei der letzten Prüfung hatte die Seele es fast nicht ausgehalten und ist für Jahrzehnte verstummt. Es brauchte viele Katastrophen privat sowie gesellschaftlich und in der Welt, um genau diese Seele wiederzuerwecken. Sie hatte eine wichtige Mission un unserer Welt und brauchte die Gaben der Familie, um dieser nachzukommen. Die alten Götter haben sie schon fast aufgegeben. Sie hatte aber auch diese Prüfung letztendlich bestanden. Ihre Liebe unterlid dem schwersten Schlag von allen, dem Verrat: Sie wurde verschmäht und abgelehnt, sie wurde magisch angegriffen und hatte sich wehren lernen müssen. Sie wurde von der Ehefrau ihres Seelenverwandten sowie von dem Mann selbst magisch angegriffen und musste sich und ihre Kinder verteidigen, ohne den Schaden zuzufügen. Das war ein magischer Seiltanz. Das alles hatte sie durchgemacht und, dank ihrer Reinheit, die Prüfungen bestanden. Sie wurde sogar aus der Familie selbst wegen ihres Potenzials angegriffen und musste auch dort sich so verteidigen, um keinen Schaden in dem Familienstammbaum anzurichten", berichtete sie mit der leisen ernsten Stimme. "Stück für Stück kam die Kraft wieder in der Familie an. Mehr und mehr Magie hatte das Mädchen durch das Vertrauen in die bei den höheren Mächten sowie den alten Göttern bekommen.
Deswegen hast du überlebt. Deswegen kriegst du deine Magie wieder. Dir wurde das gezeigt, damit du den Preis jetzt kennst und Dankbarkeit für die Sterneinseele zeigst, indem du die Gesetze des Universums achtest und nach denen Lebst, indem du diese Gesetze den anderen Menschen verkündest".
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.